7. Spieltag
SpG Gersdorf/ Lugau – SG Traktor Neukirchen/Pl. 4:0 (1:0)
Tore: Vincent, Marcel, Max T., Elias
In einem Kinderlied heißt es: „Der Herbst, der ist ein Malersmann. Er malt die grünen Blätter an.“ Wenn man sich auf dem Badgelände umschaute, konnte man dieser Aussage durchaus beipflichten. Was dieses Lied allerdings nicht verrät, ist die Tatsache, dass der Herbstmaler ein Geselle ist, ein bunter zwar, aber eben doch nur ein Geselle. Denn zu einem ordentlichen Handwerksbetrieb gehört immer auch ein Meister. Und wer ist der Meister vom Herbst? Alle, die mit Fußball nix am Hut haben, werden mit den Schultern zucken, doch wir Fußballverrückte wissen sofort die Antwort: Der HERBSTMEISTER!
Die meisten Herbste hat wohl der FC Bayern unter Vertrag, denn er hat sich als Herbstmeister schon oft einen großen Namen gemacht und feiern lassen. Doch es gibt durchaus andere, die auch das Zeug dazu haben, zum Beispiel die Spielgemeinschaft Gersdorf/Lugau! Was Ihr, verehrte Leser und Fans der bw-soccer-Seite gerade lest, ist der Meisterbrief. Wir wollen es an dieser Stelle den Jungs und Madlen schwarz auf weiß geben: Ihr seid Herbstmeister!
Davon stolz zu berichten ist keinesfalls ein Ausdruck von Überheblichkeit. Ihr hättet die Mannschaft nach Abpfiff des heutigen letzten Hinrundenspiels sehen sollen. Sie waren in den sieben bisherigen Spielen ungeschlagen und stehen nun mit 21 Punkten und einem Torverhältnis von 52:4 vorn in der Tabelle. Doch die euphorische Stimmung war an diesem kalten Novembertag wie eingefroren und am Nullpunkt. Mike und Thomas vom Betreuerteam brachten es auf dem Punkt, als sie riefen: „Jungs, Ihr seid der lahmste Herbstmeister, den wir je gesehen haben.“ Zur Ehrenrettung der Mannschaft sei gesagt, dass sich die Lähmungserscheinungen ausschließlich aufs Jubeln und nicht aufs Fußballspielen bezogen. Es war wohl einfach so, dass die Platzverhältnisse nicht gerade dazu einluden, sich vor den Fans mit tüchtig Schwung auf die Knie zu werfen und zu ihnen hinzurutschen. Autsch – kein Bedarf auf kleine Steine in großen Wunden. Aber ein kleines Hey-Hey-Hey oder ein irisches Uuhhh – uuhhh hätte dennoch ein schönes Bild abgegeben. Doch unseren Jungs war einfach nicht danach. Sie sehnten sich nach den Bänken in der warmen Kabine und daran hatte maßgeblich die harte Neukirchner Nuss schuld, an der unsere Zähne, vor allem aber unsere Beine hart zu beißen hatten.
Mit einer leichten zeitlichen Verzögerung versammelte der Schiedsrichter die in gelb spielenden Neukirchner und die Gersdorf/Lugauer in orange an der Seitenlinie. Nach der Aufforderung: Trikots rein, Sportfreunde! wurde noch schnell die Spielkleidung gerichtet, was zur Regelkonformität beitrug und gleichzeitig die Nieren bei Temperaturen um die Null Grad etwas warm hielt. Dass uns das Spiel heute noch an die Nieren gehen würde, ahnte aber zu diesem Zeitpunkt noch keiner, denn die Jungs von Traktor Neukirchen waren etwas kleiner als wir und wirkten durchaus „schlagbar“. Doch es sollte sich im Spielverlauf zeigen, dass Traktor Neukirchen kein kleiner klappriger Lanz Bulldog war, sondern schon eher einer von der Sorte Claas oder Fendt mit 11 PS Power-Motor.
Die Gäste zeigten von Beginn an viel Einsatz. Sie waren quirlig und schnell und verlangten uns viel ab. Mit Raumdeckung war heute absolut nichts zu reißen, das wurde der Spielgemeinschaft rasch klar. Manndeckung war angesagt und dies bedeutete, mit höchster Konzentration zu spielen, den Gegenspieler nicht aus dem Auge zu verlieren und dran zu bleiben. Wir bemühten uns redlich, aber dennoch war die gelbe Gefahr schwer zu bannen und hier und da stand einer der Neukirchner Jungs allein und hatte keinen orangenen Aufpasser. Fast schien es, als hätte die Gästemannschaft einen Mann mehr auf dem Platz, doch so oft wir auch zählten, waren und blieben es 10 Feldspieler auf jeder Seite.
Die Spielgemeinschaft sehnte sich den erlösenden ersten Treffer herbei. Unser Flügelmann Vincent ließ den Traum Wirklichkeit werden und sorgte für das für unsere Psyche so wichtige 1:0. Mehr Tore ließen die Neukirchner in der ersten Spielhälfte allerdings nicht zu. Die Partie war kräftezehrend und die Pause wohlverdient. In der Kabine schwor Trainer Thomas die Jungs noch einmal darauf ein, weiter eng und konsequent zu decken. Jeder bekam seinen Gegenspieler zugewiesen und nun hieß es, ja die Rückennummer des Kontrahenten nicht zu vergessen und den Finger immer am Abzug der Heißklebepistole zu behalten. Gegner nicht entwischen lassen wurde zur höchsten Priorität ausgerufen. Aufrücken in die Defensive war der einzige Weg, die Gelben in Schach zu halten. Für unsere Offensive war dies schwer und ungewohnt, zumal das Erzielen von Toren und eine verstärkte Defensivarbeit bekanntermaßen nicht so gut harmonieren.
Doch die Taktik ging auf. Wir verstärkten in der zweiten Spielhälfte die Manndeckung und erhöhten insgesamt den Druck. Unsere Mannschaft kam mehr und mehr in Fahrt. Wer Herbstmeister werden will, darf sich den Pinsel nicht aus der Hand nehmen lassen. Gerade in der letzten halben Stunde verliehen wir dem Spiel den Anstrich. Klares Ziel war, die Gersdorfer Platte in blau-weiß erstrahlen zu lassen. Wenngleich die Rettung des 1:0 über die Ziellinie genügt hätte, so arbeiteten wir dennoch an einem weiteren Ausbau unserer Führung. Der Treffer von Marcel zum 2:0, toll herausgespielt und perfekt verwandelt, war wie eine Befreiung und unser Team freute sich riesig. Es wurde weiter verbissen gekämpft und im allgemeinen Kräftemessen mit den Neukirchnern kam Leon im Strafraum zu Fall. Dass der Schiri auf den 11er-Punkt zeigte, freute uns natürlich. Leon hätte wohl lieber den Elfer gegen Schmerzfreiheit eingetauscht, doch er biss die Zähne zusammen. Damit die Blessuren nicht umsonst gewesen sind, drückte er seinem Mannschaftskollegen Max die Daumen, der sich entschlossen den Ball schnappte, um den Strafstoß auszuführen. Max verwandelte sicher und kraftvoll. Ein lautes „Jaaaaaa“ des Teams, der Trainer und Fans und ein ganz leises „Auaaa“ von Leon hallten über den Platz.
Mittlerweile gelang es Gersdorf/Lugau immer mehr, Kontrolle über das Spiel zu bekommen. Die hektische Anfangsphase der ersten Halbzeit war vergessen, das Spiel wirkte wesentlich flüssiger und die Chancen wurden gut herausgearbeitet. Den vierten und letzten Treffer der Hinrunde erzielte Elias, der von links grandios den Ball im Netz versenkte. Vier Treffer und kein Gegentor! Es war ein tolles Ergebnis gegen die ambitioniert und gut spielenden Neukirchner. Sie sorgten dafür, dass es bisweilen etwas brenzlig um unser Tor herum wurde. Zwar hat dereinst ein alter Politiker mit Fistelstimme verlauten lassen: „Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Wir auch nicht, aber doch kamen wir in diesem Spiel einige Male nicht drum herum. Unsere Mauer hielt und auch Torhüter Jonas hat viel dazu beigetragen, dass wir ohne Gegentreffer aus der Begegnung hervorgingen. Er war mit hoher Konzentration dabei und fischte an diesem Spieltag so manche Neukirchner Chance aus der Luft. Den Gästen in den gelben Trikots gebührt unser uneingeschränkter Respekt. Ihr habt uns über die komplette Spielzeit Pfeffer gegeben und auch wenn ihr uns die Suppe damit nicht versalzen habt, so spüren wir es doch in den Knochen, dass ihr ein harter Brocken gewesen seid, den wir nur mit viel Kraft und Anstrengung zerschlagen konnten.
Aus der Kabine des Teams schallte laute Musik, es blubberten Himbeerbrause und Cola in trockene Kehlen, die Hinrunde ist zu Ende, wir sind Herbstmeister! Ein Glückwunsch dafür von den treuen Gersdorfer und Lugauer Fans.
Für Max war dies heute das vorerst letzte Spiel in den blau-weißen Reihen und er wurde von seinen Teamkameraden herzlich verabschiedet. Wir hoffen, dass er dem Fußball weiterhin die Treue hält und die Erinnerung an die schönen Zeiten mit unserem Team genauso in seine Tasche packt wie seine Fußballschuhe. Alles Gute von uns allen!
Und hier noch einige Bildeindrücke vom Spiel:
Glückwunsch an Madlen, die Jungs und den Trainerstab zum „Herbstmeister“! Macht weiter so! Viel Erfolg für die nächste Saison!