6. Spieltag
Blau-Weiß Gersdorf – Waldenburg 4:2 (3:1)
Tore: Madlen (2.), Waldenburg (16.), Yanik (22.), Marcel (31.), Max T. (46.), Waldenburg (61.)
31.10.2015, Reformationstag. Nein, Thesen an die Wand geschlagen wurden in der Kabine nicht. Und doch wird wohl das Trainerteam in seiner Predigt vor dem Spiel gegen Waldenburg die alles entscheidene These in den Raum mit seinen vier Wänden gestellt haben: „Beim Fußball kann nur der gewinnen, der mehr Tore als der Gegner schießt.“
Wir mögen unsere Fußballreligion. Es gibt ein paar Gebote, an die man sich zu halten hat und tut man dies nicht, gibt es die gelbe Karte. Daran gibt es nichts zu mäkeln oder zu reformieren, nicht einmal am Reformationstag. Schlag 11 Uhr öffneten sich die Tore zu unserer grünen Kathedrale und der Fußballgott nahm auf seiner Wolke im ansonsten wolkenlosen blauen Himmel Platz, um sich von oben das Spiel der Gersdorfer gegen Waldenburg anzusehen und um uns, so hofften wir zumindest, im entscheidenden Moment ein klein wenig Beistand zu geben.
Wir begannen die Partie feurig, mit sehr viel Enthusiasmus und Kampfgeist. Der Fußballgott fiel vor Entzücken fast von seiner Wolke, als bereits zwei Minuten nach Anpfiff Yanik auf seiner rechten Seite davonstürmte und den Ball mit einer super Flanke vors Tor beförderte. Dort standen drei Gersdorfer bereit, die Kugel in Empfang zu nehmen. In diesem Augenblick erinnerten sich unsere Jungs an etwas, das ihnen ihre Großmütter mit auf den Weg gaben: Der Dame gebührt der Vortritt. Tja, Madlen, für diese Knigge-Regel musst du jetzt den Kopf hinhalten! Und das tat Madlen auch und zwar im eigentlichen Sinne des Wortes. Mit einem tollen Kopfball versenkte sie den Ball im Netz. Diese frühe Führung sorgte für viel Freude. Und doch lähmten die durch unser Lächeln hochgezogenen Mundwinkel in den kommenden Minuten die Beine. Es wäre wohl nicht der Wahrheit entsprechend, von einer vorübergehenden Überheblichkeit zu sprechen, aber Nachlässigkeit war es auf jeden Fall. Das war etwas, das dem Fußballgott missfiel. Prompt legte er seine schützenden Hände über Waldenburg und nickte wohlgefällig und aufmunternd zu unserem Gegner herunter. Blau-Weiß ließ sich gehen und ließ auch seinen Gegner gehen. Und dann kam es, wie es kommen musste. In Minute 16 kassierten wir den Ausgleichstreffer.
Mit dem Pfeffer, der nun in der Waldenburger Mannschaft drin war, wurde uns die Suppe tüchtig versalzen. Doch nun machten wir uns ans gemeinsame Auslöffeln. Das Spiel war jetzt vollkommen ausgeglichen, nicht nur was den Spielstand anging, sondern überhaupt. Zwei Mannschaften auf Augenhöhe kämpften, was das Zeug hielt. Und eigentlich hätte sich der Fußballgott nun zurücklehnen und als stiller Beobachter die Partie laufen lassen sollen. Doch er ergriff, wohl inspiriert von seiner weißen Wolke und des blauen Himmels, Partei für Blau-Weiß und griff dahingehend in das Spiel ein, dass er dafür sorgte, dass eine Handvoll erstklassiger Torschüsse der Waldenburger jeweils um Zentimeter den Gersdorfer Kasten verfehlten. In der 22. Spielminute zog Yanik dem Kontrahenten davon und brachte mit einem Traumtor Blau-Weiß mit 2:1 wieder in Führung. 10 Minuten später war es Marcel, der in der Torschützenliste einen weiteren Strich hinter seinem Namen machte. Mit diesem 3:1 entließ der Schiedsrichter beide Teams in die wohlverdiente Verschnaufpause.
Die Begegnung blieb nach Wiederanpfiff sehr feurig. Waren wir in der ersten Halbzeit heiß, so waren wir in der zweiten Halbzeit heißer. Und heiser war auch der Trainer von Waldenburg (ich meine tatsächlich heiser mit „s“ und nicht mit „ß“!) Er war mit sehr viel Eifer in seiner Coaching-Zone zu Gange und brüllte all seine Leidenschaft mit lauter Stimme zu seinen Jungs aufs Feld herüber. Dieses Feuer von der Seitenlinie übertrug sich in Windeseile auf die Spieler. Es war bald ein bisschen zu viel flammende Leidenschaft, die jetzt auf dem Rasen Einzug hielt und zwar bei beiden Mannschaften gleichermaßen. Der Schiedsrichter wirkte fast ein wenig überfordert, das Feuer unter Kontrolle zu behalten und mit den richtigen Entscheidungen dort zu löschen, wo es Not tat. Es fiel zunehmend schwer, die 10 Gebote des Fußballs einzuhalten und es kam zu zwei gelben Karten für Gersdorf und zumindest einer gefühlt gelben Karte für Waldenburg. In all der Erregung, die ganz schleichend bei beiden Teams in der zweiten Spielhälfte Einzug gehalten hatte, fielen noch zwei Tore. Für Gersdorf sorgte Max T. für den vierten Treffer und Waldenburg konnte in der 61. Minute noch zu einem 4:2 aufschließen.
Und während nach Abpfiff in der Nordkurve unter den Fans noch die eine oder andere Spielsituation detailliert analysiert wurde, klatschten sich die beiden Mannschaft freundschaftlich ab und verabschiedeten sich sehr fair und herzlich. Waldenburg war ein ebenbürtiger Gegner, der uns heute viel abverlangte und dem leider der Fußballgott nicht hold war. Gersdorf gewann mit etwas Glück und mit viel Kampfgeist und Einsatz, zumindest in etwa 60 der 70 + 3 Minuten.
Und hier noch einige Bildeindrücke vom Spiel: